Notfallverhütung

"Pille danach" oder "Spirale danach"

1 Notfallverhütung / Nachverhütung

Notfallverhütung oder Nachverhütung kann, wenn rechtzeitig angewandt, eine Schwangerschaft nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit hoher Sicherheit verhindern. Es gibt zur Zeit zwei Methoden:

  • die „Pille danach“ und
  • die „Spirale danach“.

Notfallverhütung ist kein Schwangerschaftsabbruch!

2 Wann wird eine Notfallhütung benötigt?

Wenn nicht bzw. nicht ausreichend verhütet wurde oder sich eine „Verhütungspanne“ ereignet hat. Zum Beispiel, wenn

  • das Kondom abgerutscht oder gerissen ist,
  • die Einnahme der Pille vergessen wurde,
  • Erbrechen oder Durchfall die Wirkung der Pille beeinträchtigen,
  • keine Verhütung angewandt wurde,
  • das Diaphragma verrutscht ist oder falsch angewandt wurde.

3 Pille danach

In Deutschland sind zwei Präparate als „Pille danach“ auf dem Markt: PiDaNa® und Ellaone®. Die Pille danach ist rezeptfrei und nur in der Apotheke erhältlich. PiDaNa® kostet  ca. 17 €, Ellaone® ca. 35 €. Mädchen unter 14 Jahren benötigen zum Kauf der Pille danach die Zustimmung des/der Personensorgeberechtigten. Bei Mädchen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren ist entscheidend, ob die erforderliche Reife und Einsichtsfähigkeit für den Erwerb und die Anwendung der Pille danach vorhanden ist. Bejaht dies der Apotheker, kann er die Pille danach auch ohne Zustimmung der Personensorgeberechtigten aushändigen. Bis zum 20. Lebensjahr werden die Kosten bei gesetzlich versicherten Frauen nach ärztlicher Verordnung von der Krankenkasse übernommen. Außerhalb der üblichen Apothekenöffnungszeiten können die Präparate über die Apothekennotdienste und Nachtdienste bezogen werden.

3.1 Wie wirkt die Pille danach?

In PiDaNa® ist das synthetische Gelbkörperhormon Levonorgstrel enthalten, welches das körpereigene Hormon Gestagen ersetzt. Auf diese Weise wird, je nach Einnahmezeitpunkt, der Eisprung verzögert oder unterdrückt.
In Ellaone® ist kein synthetisches Hormon, sondern der Hormonrezeptor-Modulator Ulipristal enthalten, welcher in den Körperzellen an die Bindungsstellen für das Hormon Progesteron andockt, somit dessen Wirkung verändert und  dadurch den Eisprung verhindert.
Hat sich die Eizelle bereits in die Gebärmutter eingenistet, wirkt die „Pille danach“ nicht mehr. Wenn die Frau bereits schwanger ist, führt sie daher nicht zum Abbruch der Schwangerschaft.

3.2 Wie wird die Pille danach angewandt?

PiDaNa® besteht aus einer Tablette und sollte innerhalb von 72 Stunden, am besten innerhalb von zwölf Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden.
Ellaone® besteht aus einer Tablette und sollte sobald wie möglich und höchstens 120 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Bis zur nächsten Menstruationsblutung muss eine zuverlässige Barrieremethode z.B. Kondom, Diaphragma, beim Geschlechtsverkehr angewandt werden.
Wenn innerhalb von drei Stunden nach einer Tabletteneinnahme erbrochen wird, sollte nochmals eine Tablette genommen werden. Es wird dann noch eine Packung benötigt. Nach Einnahme der Pille danach sollte die Monatsblutung zum erwarteten Termin einsetzen. Sie kann sich jedoch um einige Tage verschieben. Sollte die Monatsblutung länger als sieben Tage ausbleiben oder sollte sie deutlich schwächer oder stärker sein wie normalerweise, sollte ein(e) Arzt/Ärztin aufgesucht werden.
Eine ausführliche Beratung zur Pille danach erfolgt in der Apotheke.

3.3 Wie sicher ist die Pille danach?

Die Pille danach ist umso sicherer, je früher sie nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen wird. Untersuchungen haben ergeben, dass die Schwangerschaftsrate steigt, je später die Pille danach eingenommen wird.
PiDaNa® wirkt nur in dem Zeitraum von 72 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr, Ellaone® bis zu 120 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr. Die Verhütung bis zur nächsten Monatsblutung sollte mit dem Arzt/der Ärztin abgesprochen werden.

3.4 Nebenwirkungen der Pille danach

Als Nebenwirkungen können vorübergehend Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Schwindel, Müdigkeit, Unterbauchschmerzen oder Empfindlichkeit der Brüste auftreten. Diese Nebenwirkungen verschwinden normalerweise nach 24 Stunden wieder. Ebenfalls kann es zu Schmier- und unregelmäßigen Blutungen oder zu einer Menstruationsverschiebung kommen.

3.5 Wechselwirkung mit anderen Medikamenten

Die Wirksamkeit von Ellaone® und PiDaNa® kann bei der gleichzeitigen Anwendung bestimmter Arzneimittel oder Arzneimittelgruppen vermindert werden
Eine ausführliche Beratung erfolgt in der Apotheke.

3.6 Für wen ist die Pille danach geeignet?

Für alle Frauen.
Ausnahmen: Frauen mit akuten oder chronisch schweren Leberschäden, sowie einigen Stoffwechselkrankheiten sollten die Pille danach vorsichtig einsetzen. Auch Mädchen unter 16 Jahren können die Pille danach nehmen.
Die Pille danach ist als regelmäßiges Verhütungsmittel ungeeignet, da ihre Wirkung bei häufiger Einnahme innerhalb eines kurzen Zeitraumes abnimmt. Im Vergleich mit anderen Verhütungsmitteln ist sie auch teurer, die Nebenwirkungen sind stärker und sie ist unsicherer.

3.7 Schwangerschaft und Stillzeit

Wenn trotz Einnahme der Pille danach eine Schwangerschaft entstanden ist, sollte dies unbedingt mit dem Arzt besprochen werden. Ellaone® darf nicht eingenommen werden, wenn bereits eine Schwangerschaft besteht, da dies Auswirkungen auf das ungeborene Kind haben kann. Die in den beiden Präparaten der Pille danach enthaltenen Wirkstoffe gehen in die Muttermilch über; es werden daher Stillpausen empfohlen. Stillende Mütter sollten bei PiDaNa® die Tablette unmittelbar nach dem Stillen einnehmen und den folgenden Stilltermin auslassen. Einige Fachleute empfehlen, die Muttermilch 24 Stunden nach der Einnahme wegzuwerfen. Bei Ellaone® sollte 36 Stunden nach der Einnahme nicht gestillt werden, das heißt, die Muttermilch solange abpumpen und entsorgen. Eine ausführliche Beratung erfolgt in der Apotheke.

4 Spirale danach

In der Regel ist die Spirale danach eine „normale“ Kupferspirale (z.B. Mulitload®, Gynefix®, NovaT®, IUB-Kupferperlenball®). Bei manchen Präparaten ist der Kupferanteil mit einer Edelmetalllegierung (Gold, Silber) versehen (z.B. Goldlily®, Medusa®, Goldring-Medusa®). Man kann somit treffender von “ Einlagen unterschiedlicher kupferhaltiger bzw. kupfer-silberhaltiger / kupfer-goldhaltiger Systeme in die Gebärmutterhöhle“ sprechen. Die Kosten (Spirale und Einlage durch den Arzt) betragen zwischen ca. 130 und 300 €. Bis zum 20. Lebensjahr werden die Kosten bei gesetzlich versicherten Frauen von der Krankenkasse übernommen. Wir verwenden im Folgenden vereinfachend den Begriff „Spirale“.

4.1 Wie wirkt die Spirale danach?

Das Kupfer der Spirale verändert das Milieu in der Gebärmutter und in den Eileitern. Dadurch wird die Befruchtungsfähigkeit der Samenzellen gestört. Zusätzlich kann sie die Einnistung einer befruchteten Eizelle verhindern.

4.2 Wie wird die Spirale danach angewandt?

Die Spirale danach muss innerhalb von fünf Tagen nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr von einem Arzt/Ärztin eingesetzt werden.

4.3 Sicherheit der Spirale danach

Die Sicherheit der Spirale danach liegt zwischen 99 und 100 Prozent.

4.4 Wann ist die Spirale danach eine geeignete Notfallverhütung?

  • wenn es für die Pille danach zu spät ist,
  • wenn Sie keine hormonelle Notfallverhütung möchten,
  • wenn Sie die sicherste Methode der Notfallverhütung wählen möchten,
  • wenn Sie in Zukunft mit der Spirale verhüten wollen.

4.5 Nebenwirkungen der Spirale danach

Als Nebenwirkungen können krampfartige Schmerzen während und nach dem Einlegen der Spirale auftreten. Wird die Spirale als langfristiges Verhütungsmittel genutzt, kann es zu den herkömmlichen Nebenwirkungen der Spirale kommen.

4.6 Schwangerschaft und Stillzeit

Die Spirale danach kann nicht angewandt werden, wenn eine Schwangerschaft bereits besteht, bei Unterleibsentzündungen, bei verschiedenen Krankheiten z. B. Endometriose, Kupferallergien.
Die Spirale danach ist sowohl als Notfallmaßnahme wie als reguläres Verhütungsmittel auch während der Stillzeit geeignet, da sie keine Hormone enthält, die in die Muttermilch übergehen könnten.

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